Heimatverein Gundheim

Weinwinkel im Wonnegau

Infotafeln

 

(alle Fotos: Udo Oelgeschläger, Magdalena Kiefel, Heimatverein Gundheim Archiv)
(alle Skizzen/Grafiken: Katja Oelgeschläger)

Pfalzhof

Pfalzbau

Ziehbrunnen Zieh- oder Schöpfbrunnen
Katholische Schule Katholische Schule Reformierte Schule Reformierte Schule
St. Laurentius Katholische Kirche St. Laurentius St. Nepomuk St. Nepomuk Statue
Historischer Keller Historischer Keller Gundheimer Bahnhof

Ehemaliger Gundheimer

Bahnhof


 

Pfalzhof  Pfalzbau

(Beitrag von Magdalena Kiefel)

Die dritte Gundheimer Schule wurde im so genannten 'Pfalzbau', den die Gemeinde Gundheim 1853 erworben hatte, untergebracht. Das Gebäude ist das Haupthaus des 'Greiffenclauhofes', dass von den Herren von Greiffenclau zu Vollrads in den Jahren zwischen 1741 und 1744 im spätbarocken Still als eingeschossiger Putzbau über einen Hochkeller mit Eckpilastern und mit einem Krüppelwalmdach erbaut wurde. An den Traufseiten finden sich Zwerchhäuser, auf der Südseite dreiachsig, darunter in der Mittelachse ursprünglich der Haupteingang (heute zugesetzt bis auf das Oberlicht, Treppe entfernt), auf der Nordseite zweiachsig, darunter ein Oberlichtportal über einer erneuerten, einarmigen Freitreppe 1*.

Die Herren von Greiffenclau errichteten als Ortsmittelpunkt auf dem Trümmerfeld gegenüber der Kirche einen Gebäudekomplex. Zu dieser Dorf- und Gutsverwaltung gehörte mit der Residenz für den Dorfherren und seinem Amtmann, das Gericht, die Finanzabteilung, die Zehntscheuer mit dem Zehntkeller, Wohnungen und Unterkünfte für Dienstleute, eine Wirtschaft, Stallungen, eine Branntweinbrennerei sowie ein großer Garten, der später in einen Schulhof umgestaltet wurde.

Am 22.02.1720 wurde Johann Georg Stark 2* als 'Amtmann der Herrschaft von Greiffenclau in Gundheim und als Dauervertreter des Ortsherren' eingesetzt 3*. Er war zuständig für die Eintreibung der herrschaftlichen Renten und Gefälle sowie für die Vergabe von öffentlichen Aufträgen, verwaltete die niedere Gerichtsbarkeit, hatte einen Schultheiß und einige Gerichtsschöffen. Über seine Amtsführung legte er der Herrschaft jährlich Rechnung ab. Für seine Tätigkeit erhielt er ein Kellereigehalt.

Für die Zehntscheuer mussten die 'Torschreiber' die 10. Garbe und für das Zehntkelterhaus das 10. Traubenmaß notieren, die zuerst abgeliefert werden mussten, bevor man heimfahren durfte. Gundheim wird 1787 als ein mittelmäßiges Dorf genannt. Es besaß knapp 400 Einwohner und eine Gemarkungsfläche von 450 ha. Gundheim hatte geringe Niederschläge, kalkhaltige Lößboden und eine kleine Zahl von Weinbergen. Dies bedeutete, dass die Einnahmen sehr gering waren. In Flörsheim gab es 1789 -15 ha Weinberge, 1877 - 39 ha und 1910 – 100 ha. In Gundheim im Vergleich nur 31 ha. Daher der bescheidener Ertrag und die geringen Abgaben.

Die durch den Pfälzischen Erbfolgekrieg endgültig im Dachstuhl zerstörte Kirche wurde von den neuen Dorfherren von Greiffenclau unter Nutzung der noch verwendungsfähigen Bauteile zwischen 1731 -1734 neu errichtet. Zahlreiche Aufträge wurden an die Handwerker vergeben um den Bau zu vollenden. Gleichzeitig begann man mit dem Bau des Pfarrhauses. 1733 war das Gebäude bezugsfertig.

Im Sommer 1733 erfolgte der Umzug von Johann Georg Stark nach Mainz, er übernahm zusätzliche Aufgaben als Familien- und Vormundschaftsamtmann der unmündigen Kinder des Freiherrn Erwein von Greiffenclau zu Vollrads, Überwachung des Schriftverkehrs und Prüfung der Rechnungen aller Kellereien. Dafür erhielt er zusätzlich ein Gehalt zum Gundheimer Kellereigehalt.

Am 14.07.1789 brach die französische Revolution aus. Die Nationalversammlung schaffte alle Klassenunterschiede ab, es blieb nur ein einziger Stand 'Die Nation und ihre Bürger'. Gundheim wie auch Flörsheim und Dalsheim lagen an einer Aufmarsch- und Durchgangsstraße aus der Pfalz und aus dem Elsass nach dem Rhein. Auf dieser Straße bewegten sich Einheiten der deutschen Koalitionsarmee, um französische Angriffe auf die Pfalz und in Richtung Mainz abzuwehren. 1795 starteten kaiserlich-österreichische Truppen einen Gegenangriff und hielten das rechte Rheinufer franzosenfrei. Allgemeine Kriegsmüdigkeit machte sich breit und die Sehnsucht nach Frieden fing an zu wachsen. Immer wieder erschienen Kommissare oder 'Einnehmer' die nach Sach- oder Geldlieferungen verlangten und mit Geiselnahmen drohten. Nach dem Frieden von Campo Formio am 17.10.1797 stimmte Österreich  der 'natürlichen Rheingrenze' zu. Am 03.01.1798 rückten die Franzosen – die das Umland schon drei Wochen zuvor besetzt hatten – in Worms ein, sie blieben bis zum 03.01.1814 4*

Die Franzosen löschten durch das Gesetz 'Über die Aufhebung des Feudalwesens' vom 23.11.1798 alle Bindungen zwischen Grundherren und Lehnpächtern, sie hoben die Sachfronden und alle Frondienste auf. Gerade bei den Bauern, die jetzt freier und profitabler wirtschaften konnten, gewannen die Franzosen Sympathien. Es wurden zwei Neuerungen realisiert: die Einführung der Zivilstandsregister und jene des Revolutionskalenders 5*. Mit beiden verfolgte die Republik ein Ziel: Stärkung des staatlichen Einflusses auf den Alltag und eine Säkularisierung. Zahlreiche Verordnungen trafen besonders die katholische Kirche. Es waren alle 'gottesdienstliche Handlungen' außerhalb der Gotteshäuser verboten, also Prozessionen, Beerdigungen und Segnungen. Die Kirchenbücher wurden geschlossen, nur einzelne Pfarrer führten ihre Tauf-, Heirats- und Sterberegister fort.

Dagegen war die Einführung des Revolutionskalenders ein Misserfolg 6* .Er war geschaffen worden um den Einfluss des Christentums zurückzudrängen und den Alltag 'vernünftiger' zu gestalten. Das Neujahr wurde auf den Herbstanfang verlegt, die Siebentagewoche wurde durch eine zehntägige 'Dekade' mit einem 'Dekadi' als Ruhetag abgelöst. Die Zwölfmonate und die Wochentage erhielten neue Bezeichnungen. Die Bürger auf dem Land ließen sich davon nicht abhalten, samstags die Straßen zu kehren – Gassenkehren als politische Demonstration.

Mit dem 'Code Zivil' wurde das bürgerliche Gesetzbuch eingeführt 7*. In Gundheim wurde Bürger Anton Wagner als Maire ernannt. Alle Bekanntmachungen wurden der versammelten Gemeinde verkündet. Mit der Aufhebung der Stifte und Klöster 1802 begann man mit der Versteigerung des zu 'Nationalgütern' erklärten kirchlichen Häuser- und Grundbesitzes 8*. In Gundheim gab man das zerfallene Schloss, in dem sich noch Reste des Inventars befanden 'frei zum Ausschlachten' 9*. Laut dem ausgefüllten Fragebogen vom Maire Christian Herding aus dem Jahr 1806 wurden Äcker versteigert 10*. Am 01.01.1814 ging die französische Besatzungszeit zu Ende.

Die wirtschaftliche Verhältnisse waren so schlimm, dass vor allem in den Hungerjahren nach 1816/17 trotz aller Notstandsmaßnahmen, in Form von Kontingentierung von Lebensmitteln, und in Form von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, eine Massenauswanderung einsetzte.

Die Räumlichkeiten der katholischen Schule, die sich links an der Kirche St. Laurent befanden, entsprachen schon seit langem nicht mehr der Anzahl der Schulkinder. Der Gemeinderat versuchte ein Grundstück zu erwerben, um ein neues Schulhaus zu erbauen. Der Versuch scheiterte an der Finanzierung.

Pfalzhof mit Hocheingang
Pfalzhof mit Hocheingang
Pfalzhof von der Kirche aus
Pfalzhof von der Kirche aus
historischer Pfalzbau
historischer Pfalzbau

Am 05.10.1853 erwirbt die Gemeinde Gundheim das Haupthaus des 'Greiffenclauhofes' für 5.850 Gulden 11*. Dagegen überträgt die Gemeinde zu Eigentum an Georg Herding das der Gemeinde bisher gehörende Schulhaus samt Garten in der Kirchgasse. Im Erdgeschoss befanden sich Säle für den Unterricht, im Obergeschoss  die Wohnung des Lehrers. Als am 22.08.1896 die Gundheimer Kirche ausbrannte, fand ein Trauergottesdienst in der Schule statt. Die zwei Säle im Erdgeschoss der Schule wurden durch einen Mauerdurchbruch in einen größeren Raum verwandelt. Den Notaltar stellte man an der 'Schulhofseite' auf. Zum Predigen stellte sich der Pfarrer in den Durchlass zwischen den Sälen, um die Gemeinde zu erfassen. Im Gang vor den offenen Türen standen weitere Gottesdienstbesucher. Somit diente das Schul- und Gemeindehaus auch der Durchführung des Gottesdienstes. Eine notwendige Sanierung des Schul- und Gemeindehauses wurde immer aktueller. Am 13.06.1898 beschloss der Gemeinderat, dass das Gebäude gründlich repariert werden und das Dach erneuert werden soll 12*.

Zur Jahrhundertwende wurden in zwei Klassen von den planmäßigen Lehrern Malsy und Philipp Weber 94 Schulkinder unterrichtet. Die guten Weinjahre brachten mehr Geld ins Dorf. Die Industrie in den Städten benötigte immer mehr Arbeitskräfte und die wachsenden Familien brauchten mehr Wohnraum. In den Dorfausgängen entstanden neue Häuser. Man stockte alte Häuser auf oder erweiterte Ställe und Scheunen. Am 07.03.1901 begann man mit dem Ausgraben der Fundamente der Kirche. Am 12.10.1902 weihte man die neu aufgebaute Kirche ein. Es war ein gemeinsames Werk der kirchlichen und der bürgerlichen Gemeinde. Man legte einen Fußpfad zum zukünftigen Bahnhof an 13*. Am 30.09.1903 wurde die Eisenbahnstrecke Worms – Gundheim ihrer Bestimmung übergeben. Gundheim war durch die Bahnnebenlinie an das Personen- und Güterverkehrsnetz der deutschen Bahn angeschlossen. Dies bot große Vorteile für Arbeitnehmer und Schüler. 1904 wurden in Gundheim Straßenlaternen angeschafft 14*. Im Herbst erhielt Gundheim eine Telefonverbindung über das Amt Monsheim. Lehrer Malsy ließ sich 1904 versetzen. 1905 bemühte sich der Gemeinderat um die Besetzung der frei gewordenen Lehrerstelle 15*. Lehrer Natale aus Ober-Hilbersheim erhielt die 2. Lehrerstelle in Gundheim. Inzwischen baute die Seebach-Wasserversorgungs-Gesellschaft ein Reservoir an der Bermersheimer Chaussee und verlegte im Dorf die Versorgungsrohre, die Haushaltsanschlüsse und die Hydranten. Am 29.06.1906 sprudelte das erste Leitungswasser.

Der obere Dachstock der Lehrerwohnung des 'Pfalzbaus' stand leer. Lehrer Weber stellte einen Antrag zur Errichtung von ein oder zwei Zimmern im oberen Dachstock 16*. Der Gemeinderat lehnte dieses Vorhaben wegen Geldmangels ab. Das Schulinventar war in schlechten Zustand. Die Lehrer stellten den Antrag an die Gemeinde, um neue Schulbänke zu beschaffen. Die abgenutzten Schulbänke in den Klassen wurden 1907 durch neue ersetzt 17*. Als 1909 Lehrer Spreng die 2. Lehrerstelle erhielt, stellte er einen Antrag auf eine Lehrerwohnung. Im Juli 1910 beschloss der Gemeinderat die Lehrerwohnung im 'Gemeindehaus' herzurichten. Als Übergang wurde für den Lehrer Spreng eine Wohnung im Haus von Heinrich Kühling gemietet 18*. Im November 1911 wurden die Gundheimer Haushalte sowie das Gemeindehaus und die Schule mit Strom versorgt. Im Schulsaal der 1. Klasse wurden zwei Lampen installiert 19*. Die inzwischen baufällige Gartenmauer der Schule wurde nicht neu aufgebaut. Der Gemeinderat lehnte die Übernahme der Kosten ab. 20* Erst 1915 wurde die Gartenmauer instandgesetzt, sie sollte um 50 cm niedriger werden wie bisher. 21*

Die Außentreppe in heutiger Form stammt aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen und führt von der Nordseite her in das Gebäude.

Der Unterricht in der Gundheimer Volksschule fand auch im zweiten Weltkrieg statt. Durch den Bombenkrieg konnte man im Jahr 1944 kaum einen ruhigen Unterricht halten 22*. Wegen der Fliegerangriffe wurde das Gymnasium in Worms geschlossen. Die Schüler des Gymnasiums nahmen am Unterricht in der Gundheimer Volksschule teil. 1945 wurden die Kinder nicht mehr unterrichtet. Erst nach dem Kriegsende fand wieder der normale Unterricht statt. Viele Gundheimer Kinder wurden hier eingeschult und wieder entlassen. 1974 wurde die Gundheimer Schule geschlossen. Die Schüler fuhren ab dann zur Grund- und Hauptschule nach Westhofen. Von nun an diente das Gebäude als Rathaus. In den siebziger Jahren renovierte man das Gebäude, das in sehr schlechtem Zustand war. 1977 präsentierte sich die Ortsbürgermeisterei in ihrem neuen Gewand. Im ehemaligen Schulhof errichtete die Verbandsgemeinde Westhofen mit der Gundheimer Feuerwehr 1980 ein neues Feuerwehrgerätehaus.

Seit langem war ein Museum des Heimatvereins geplant, der die freigewordenen Räume im Rathaus belegen konnte. Im Zuge des 1. Gundheimer 'Schlossbuckel-Festes' am 19. August 1984 konnte das Museum seine Türen öffnen. 1999 stellt der Heimatverein einen historischen Schulraum im Heimatmuseum der Öffentlichkeit vor. 2014 erweitert er sein Museum um den sog. 'Bibelraum' und weiht damit den vierten Raum ein.

Seit 1972 steht der 'Pfalzhof' unter Denkmalschutz.

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 Quellen

1* Im Heimatmuseum Gundheim befindet sich eine Kopie des 'Holzplan für das pfaltz hof hauß', 140 Schuh lang in Gundheim'. Dieser Plan hat Zimmermeister Jakob Bitter aus Abenheim angefertigt

2*'Am 16.04.1720 heiratete Johann Georg Stark in Gundheim Carolina Lucia Reichard. Das Ehepaar hatte 14 Kinder: sechs wurden in Gundheim geboren, drei in Worms und fünf in Mainz' aus: Aufsatz über Johann Georg Stark von Dietger Braun aus Borchen, 2016

3* Vgl. Erwin Hofmann 'Wissenswertes über Gundheim. 1699 Die Freiherren von Greiffenclau wurden unsere Dorfherren. 1792-1814, Gundheim ist französisch, S. 130

4* 'Worms im Zeitalter der französischen Revolution und Napoleons' von Franz Dumont, S. 371 in: 'Geschichte der Stadt Worms' von Gerold Bönnen, Stuttgart, 2005

5* Vgl. Michael Meinzer 'Die französische Revolutionskalender (1792-1805). Planung, Durchführung und Scheitern einer politischen Zeitrechnung', München1992, S. 299

6* Vgl. 'Geschichte der Stadt Worms' von Gerold Bönnen, Stuttgart, 2005,  S. 379

7* Die ganze Serie des Gesetzes 'Code Zivil' befindet sich im Gundheimer Archiv

8*Als Eigentum der Gemeinde Gundheim werden das einstöckige Schulhaus, Stall und Schuppen, das zweistöckige Pfarrhaus, Scheuer, Schuppen, Stallungen und ein Schweinestall sowie das Langhaus der katholischen Kirche und der Kirchturm in den Ortsbrandkataster der Gemeinde Gundheim von 1817 eingetragen

9* Erwin Hofmann 'Wissenswertes über Gundheim. 1699 Die Freiherren von Greiffenclau wurden unsere Dorfherren. 1792-1814, Gundheim ist französisch, S. 155

10* Ein Acker auf dem Gemeindeplatz wird an Georg Hausner verkauft. Die Jagd wird an Anton Herding verpachtet, in: Erwin Hofmann 'Wissenswertes über Gundheim. 1699 Die Freiherren von Greiffenclau wurden unsere Dorfherren. 1792-1814, Gundheim ist französisch, S. 170

11* Zwischen Bürgermeister Johann Adam Schmitt und Landwirt Georg Herding wurde ein Vertausch- und Eintauschvertrag abgeschlossen. Georg Herding überträgt zum Eigentum an die Gemeinde Gundheim zum Zweck eines Gemeinde- und Schulhauses das Hauptwohngebäude, ein Teil des daneben liegenden Hofes und ein Teil des Gartens, aus: 'Gundheim als Rheinhessisches Dorf' von Erwin Hofmann, Alzey 1989

12* Gundheimer Gemeinderat beauftragt den Maurermeister Johann Renz I. und Zimmermeister Johann Philipp Giespert einen Kostenvoranschlag  in Höhe von 323,49 Mark  vorbereiten und diese Arbeiten durchzuführen, aus: Gemeinderatsprotokoll der Gemeinde Gundheim vom 13.06.1898

13* Heute die Gartenstraße, aus: Gemeinderatsprotokoll der Gemeinde Gundheim vom 20.08.1903

14* Es wurden zwei Straßenlaternen für die Beleuchtung der Gartenstraße angeschafft, aus: Gemeinderatsprotokoll der Gemeinde Gundheim vom 11.11.1904

15* Gemeinderatsprotokoll der Gemeinde Gundheim vom  05.02.1905

16* Gemeinderatsprotokoll der Gemeinde Gundheim vom 12.01.1906

17* Gemeinderatsprotokoll der Gemeinde Gundheim vom 17.02.1907

18* Gemeinderatsprotokoll der Gemeinde Gundheim vom 20.07.1910

19* Gemeinderatsprotokoll der Gemeinde Gundheim vom 11.11.1911

20* Gemeinderatsprotokoll der Gemeinde Gundheim vom  31.10.1912

21* Gemeinderatsprotokoll der Gemeinde Gundheim vom 22.07.1915

22* 'Aus der Gundheimer Chronik. Gundheim im Zweiten Weltkrieg 1939-1945' von Erwin Hofmann, S. 45

23* verheiratet mit der Tochter des Bürgermeister Schmitt. Er bewohnte das Haus, wo sich früher die Poststelle befand, Hauptstraße Fritz Becker

24* geb. 1840, heiratete 1865 in Gundheim

25* versetzt nach Mühlheim am Main

26* Lehrer und Organist. Landesadressbuch für Provinz Rheinhessen Bd. II  von 1906

27* Als Lehrer von Abenheim nach Gundheim versetzt, StAWo Abt. 225 Nr. 23

28* Als Lehrer von Abenheim nach Gundheim versetzt

29* Als Lehrer von Abenheim nach Gundheim versetzt, StAWo Abt. 223 Nr. 23

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Katholische Schule  Katholische Schule

(Beitrag von Magdalena Kiefel)

1456 übergab der Pfalzgraf Kurfürst Friedrich I. als Patronatsherr der Gundheimer Laurentiuskirche alle Patronatsrechte und Pflichten der Landesuniversität Heidelberg 'Guntheim ist eine Pastorey und sind Pastores die Fakultät zu Heidelberg' 1*. Dies bedeutete, dass Gundheim eine selbständige Pfarrei mit eigenem Pfarrer war und eine Pfarrkirche hatte. Der größte Teil der Gundheimer Bevölkerung waren Lutheraner und Reformierte, die Katholiken befanden sich in der Minderheit.2*

1699 wurde Freiherr Johann Erwein Greiffenclau von Vollrads vom Pfalzgraf Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz mit dem Dorf Gundheim belehnt. Er führte eine katholische Reformation durch, die reformierte Schule wurde katholisch. Vor der Reformation beschränkte sich eine schulische Ausbildung hauptsächlich auf die Kirche. Aufgabe des Unterrichts sollte es sein, das Christentum zu lehren. Jeder Schulunterricht stand damals unter der Aufsicht der Kirchen. Der Schuldiener unterstand stets dem Ortspfarrer als seinem nächsten Dienstvorgesetzten.

1705 gewährte der pfälzische Kurfürst die vollkommene Gewissensfreiheit. Vorher bestimmte die Herrschaft die Religion ihrer Untertanen. Im gleichen Jahr kam es zur Kirchenteilung, dies bedeutete, dass die kirchlichen Eigentumsverhältnisse endgültig geklärt wurden. Die Kirche St. Laurentius und das Schulhaus fielen durch Losentscheid der katholischen Kirche zu und gehörten von nun an dem Dalsheimer Landkapitel.

Die katholische Schule von Gundheim wurde vom Freiherrn von Greiffenclau zu Vollrads in der Mitte des 18. Jh. auf dem Hochkeller des zweiten ehemaligen Altaristenhauses im spätbarocken Still mit einem Walmdach erbaut. Die Kellerfenster sind mit Steinschiebern versehen. Im Haus befanden sich ein Klassenzimmer und eine Lehrerwohnung.

Für die Schule benötigte man neue Tische und Bänke. Die neue Klasseneinrichtung wurde von einem Mainzer Architekten angefertigt3*. Laut Eintrag in der Schulakte von 1825 besuchten 49 Gundheimer Kinder die Schule. In Rheinhessen wurde in den Volksschulen ein neues Lesebuch eingeführt. Das Lesebuch kostete 20 Kreuzer 4*, in Leder gebunden 22 Kreuzer, die Gelder wurden vom Gundheimer Gemeindeeinnehmer eingenommen und für die Anschaffung der Bücher ausgegeben. Diese wurden beim Buchbinder Kunze in Worms abgeholt und an die Schulkinder verteilt 5*.

Nach der Einführung der Schulordnung vom 22.10.1827 wurde in Gundheim auch ein Schulvorstand gebildet. Es wurden Philipp Michel, Beigeordneter und Wilhelm Bentz, Gemeinderatsmitglied, zu Mitgliedern des Vorstandes ernannt, die sich mit den verschiedenen Belangen der Schule auseinander setzen 6*.

Frontansicht
Frontansicht
Seitenansicht
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Schulplanung
Schulplanung

1831 nahm die Gemeinde Gundheim ein Darlehen für die Reparatur des Schulhauses von der katholischen Schule in Westhofen auf. In den Jahren von 1842 bis 1854 wurde der Schulsaal zu klein. 1848 wurde vom Gemeinderat der Beschluss gefasst, einen Bauplatz zum Bau eines Schulhauses von Bürgermeister Bernhard Michel zu erwerben 7*. Die Kosten für den Erwerb waren allerdings zu hoch, die Gemeinde konnte sich nicht erlauben ein neues Schulhaus zu bauen.

1851 wurde im Gemeinderat diskutiert, ob man einen Teil der Gebäude, die der Bürgermeister Christian Herding zur Verfügung stellen würde, in einen Schulsaal umzubauen und die alte Schule nur als Lehrerwohnung zu benutzen 8*.

Laut Bericht des Bürgermeisters Michel zu Gundheim an die Großherzogliche Regierungskommission des Regierungsbezirks Worms vom 12.04.1851 wurde vom Gemeinderat beschlossen, ein Darlehen aufzunehmen und einen Neubau zu errichten oder das Schulgebäude aufzustocken 9*. Da es an Mitteln für den Bau einer neuen Schule fehlte, diskutierte man über eine neue Möglichkeit, den Schulsaal mit dem Eingang vom Kirchhof so zu verlängern, dass zwischen dem alten Schulhaus und dem neuen Schulsaal das alte Schulhaus unberührt stehen bleiben und nur als Lehrerwohnung dienen würde 10*.

1854 kam man von der Idee, das Schulhaus aufzustocken ab, weil der Keller des Gebäudes zu hoch war. Man versuchte nun ein Grundstück (Hofreite von Herding) zu erwerben 11*.

Um das erworbene Schulhaus zu finanzieren, nahm die Gemeinde Gundheim ein Darlehen in Höhe von 1.000 Gulden aus dem katholischen Schulfonds Westhofen zu 5 % auf zwei Jahre auf 12*.

Schulmeisterverzeichnis

Zeitraum  Lehrer
1710:  Georg Keller
1710:  Johannes Sporer
um 1714-1718:  Konrad Gilot
1721-1727:  Heinrich Hymiob
1726:  Johannes Peter Eck
1732-1736:  Johannes Caspar Empel

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Quellen:

 1* Dr. Erwin Hofmann „Guntheim im Mittelalter“, S. 79

 2* Dr. Erwin Hofmann „1699 Die Freiherren von Greiffenclau wurden unsere Dorfherrren“, S. 128

 3* S. Grundriss, Aufriss u. Durchschnitt für die Klasseneinrichtung v. 1821, Gem. Archiv Gundheim, Schulakte

 4* 20 Kreuzer entsprechen 45,55 €, für dieses Geld konnte man im Mittelalter 10 Gänse kaufen, in: (Umrechnungstabelle bei Google)

5* Schreiben der Großherz. Regierung Mainz vom 12.10.1825, in: Schulakten des Gem. A Gundheim

6* Schreiben der der Großherz. Regierung in Mainz vom 31.03.1828, in: Schulakte des Gem. A Gundheim

7* Protokoll der Sitzung des Gundheimer Gemeinderates v. 24.01.1848, Schulakte, Gem. A Gundheim

8* Protokoll der Sitzung des Gundheimer Gemeinderates v. 29.04.1851, Schulakte, Gem. A Gundheim

9* Protokoll der Sitzung des Gundheimer Gemeinderates v. 30.12.1842, Schulakte, Gem. A Gundheim

10* Protokoll der Sitzung des Gundheimer Gemeinderates v. 29.04.1851, Schulakte, Gem. A Gundheim

11* S. Schreiben des Kreisrats um Genehmigung der Zahlung, hier: Ankauf der Herdingschen Hofreite, vom 30.03.1854, in: Schulakte des Gem. A Gundheim

 12* Schuldschein vom 08.07.1854, in: Schulakte des Gem. A Gundheim

 

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St. Laurentius Kirche  Katholische Kirche St. Laurentius

(Beitrag von Magdalena Kiefel)

Die heutige St. Laurentius Kirche ist die sechste Kirche auf dem kleinen Hügel in der Mitte des Dorfes. Die erste Kirche wurde im Jahr 791, welche zu Ehren des heiligen Martin geweiht war, in einer Urkunde vom 12.April 791 erwähnt. 'In Christi Namen, am 12.April 791, im 23. Regierungsjahr des König Karl möchten wir, Erluf und Walburc, meine Gattin, eine Schenkung vornehmen. Sie sei geweiht dem heiligen Nazarius, dessen leib in dem pago renensi (im Oberrheingau) am Flusse Wiscoz (Weschnitz) gelegenen Kloster Laurissa (Lorsch) ruht, dem der ehrwürdige Ricbodo als Abt vorsteht. Ich schenke alles das, was ich in pago wormatiensi ( = im Wormsgau), in Dorf und Gemarkung … Guntheim (Gundheim nw. Worms) eine Basilica, welche zu Ehren des heiligen Martin errichtet ist, mit dem zugehörigen Bauten, Feldern, Wiesen, Weinbergen und 14 Leibeigenen sowie allem was zu jener Kirche gehört.' 1*

Für 1150 ist eingetragen: 'die alte Kirche scheint eingegangen und eine andere dafür erbaut worden zu seyn, welche dem heiligen Laurentius zum Patronen gehabt, und zum Dalsheimer Landkapitel gehörig gewesen' 2*.

Diese steinerne Kirche war im romanischen Stil erbaut. Bei Schutträumung für den Bau der heutigen Kirche wurden Reste dieser Kirche gefunden: eine Dämonenfratze und einen Pferdekopf. 3*

Um 1300 wurde diese Kirche durch eine größere, im gotischen Stil und dem damals neuen Zeitgeist entsprechend, als Wehrkirche ersetzt. Der Revisor des Bistum Worms, Pfarrer Jakob Stoll aus Alsheim, der 1496 im Auftrag des Wormser Bistums Kirchen im Wonnegau aufnahm, hat sie als eine 'schöne Kirche' beschrieben. In der Kirche befanden sich zwei Altäre, der rechte dem Hl. Nikolaus und der Hl. Katharina geweiht, der linke Altar war der Mutter Gottes geweiht. In der Sakristei stand ein Altar der Hl. Maria Magdalena. An den Seitenaltären fanden am frühen Morgen, vor Arbeitsbeginn, die Frühmessen statt, die von den Altaristen zelebriert wurden. Das Patronatsrecht hatte seit 1492 die Hohe Schule von Heidelberg (Universität). Die Unterhaltung der Gesamtanlage lag bei der Hohen Schule von Heidelberg (Bau und Reparaturkosten des Chors und der Pfarrunterkünfte), den Zehntherren (Bau und Reparaturkosten des Schiffes) und der bürgerlichen Gemeinde (Unterhaltung des Turmes und des Friedhofes). Jedoch wurde auch diese Kirche zu Beginn des 16. Jh. durch die Bauernkriege und sonstige kriegerische Auseinandersetzungen stark beschädigt, weshalb die Hohe Schule von Heidelberg zwischen den Jahren 1534 und 1544 auf den Trümmern der Vorgängerkirche ein neues Gotteshaus, die 3. St. Laurentius Kirche, im gotischen Stil errichtete. Diese Kirche hatte keine Verbindung zu dem gewaltigen quadratischen Turm, der an der Westseite der Kirche erbaut wurde. Der viereckige Turm wird durch die Jahreszahl 1544 datiert, die sich samt einem Steinmetzzeichen über dem nördlichen in Spitzbogen geschlossenen Portal befindet 4* .Durch die ständigen kriegerischen Auseinandersetzungen wurde auch diese Kirche immer wieder in Mitleidenschaft gezogen, sodass sie schon 1586 als baufällig im Dach beschrieben wird.

St. Laurentius im Ortsbild
St. Laurentius im Ortsbild
Turmansicht
Turmansicht

1587 informierte Pfarrer Wygel die Hohe Schule von Heidelberg, über den Zustand des Pfarrhauses 'bei einer großen Fewersnoth, die das ganze Dorf heimgesucht habe' sehr beschädigt worden sei 5*. Gundheim erlebte Konfessionswechsel: ab 1560 evangelisch, ab 1620 katholisch, ab 1624 lutherisch und ab 1648 katholisch. Mit der Herrschaft der Freiherrren von Greiffenclau wurde die Kirche katholisch und blieb es bis heute.

Die durch den Pfälzischen Erbfolgekrieg endgültig im Dachstuhl zerstörte Kirche wurde von den neuen Dorfherren von Greiffenclau unter Verwendung der noch brauchbaren Bauteile zwischen 1731 und 1734 neu errichtet.

Der vierte Stock des Turmes enthält auf einem Fenster die Jahreszahl 1732, auf das der Spitzhelm aufgesetzt wurde. Das Kirchenschiff hat an der Eingangstür die Jahreszahl 1731 und ist also gleichzeitig mit der Erhöhung des Turmes erbaut worden 6*. Sie wird außen als sehr nüchtern beschrieben, im Innern als prachtvoll ausgestattet. Am 23.03.1901 fand man den Grundstein der Greiffenclaukirche, die im Renaissance-Stil erbaut wurde. Er war in einem Pfeilerquader der vorherigen gotischen 'Oberstein-Kirche' eingemauert, dort, wo die heutige Sakristei den neuen Chor berührt. In einer Bleischachtel lag eine vermoderte Urkunde von 1731 von den Herren von Greiffenclau sowie zwei Fläschchen Wein. Diese Reliquien wurden wieder vermauert.

Jedoch 170 Jahre später brannte dieses Gebäude durch Funkenflug am 22. August 1896 bis auf die Grundmauern nieder. Es dauerte mehr als 6 Jahre bis die heutige 6. Kirche auf dem Hügel stand.

Die Gundheimer Kirche sowie das Pfarrhaus waren seit 1817 Eigentum der bürgerlichen Gemeinde 7*. Bei der Vermessung des Geländes für die Erstellung von Bauplänen wurde festgestellt, dass der alte Kirchhof um die Kirchenruine im Grundbuch auf den Namen der bürgerlichen Gemeinde eingetragen war. Der Gemeinderat wollte damals auch nicht mehr Gelände abgeben, als für die neue Kirche benötigt worden war. Am 27.01.1900 schenkte die bürgerliche Gemeinde durch einstimmigen Beschluss der Kirchengemeinde Gundheim den ganzen Kirchhof 8*. Von nun an gehören der Kirchhügel und die Kirchengemeinde zusammen. Am 03.04.1900 wurde der alte Friedhof im Grundbuch auf den Namen der katholischen Gemeinde eingetragen 9*.

Bei den Ausgrabungsarbeiten fand man in der Kirchenmitte die Grabsteinplatte von Pfarrer Sebastian Eltz 10* und das Grab von Pfarrer Michael Utring 11*.

Links unter dem Altar befand sich ein größerer Raum (der vielleicht als Zuflucht diente?) sowie das Grab von Maria Magdalena Stark, verstorben am 27.08.1760, Frau des Amtmanns Ferdinand Stark 12* sowie deren 12 jähriges Mädchen Maria Barbara Carolina von Stark.

Unter den Stufen des Hochaltars fand man außerdem ein Kellergewölbe gefüllt mit Geröll (Anfang eines Fluchtganges?) sowie die Gruft derer von Oberstein (1554 – 1661).

Am 07. März 1901 begann man mit den Fundamentarbeiten, die durch den Gundheimer Maurermeister Johann Renz I (Schlossgasse 48) und seinen 7 Söhnen ausgeführt wurden. Freiwillige Helfer waren stetig am Bau unseres Gotteshauses beteiligt.

Im Oktober 1901 stand der Rohbau fertig da. Man errichtet den Glockenstuhl und installiert 1902 drei Glocken 13*, die von Johann Georg Schreiber 14* für die Kirche gestiftet wurden.

Im August 1902 fertigte Fa. Schönach aus dem Schwarzwald im Auftrag der Gemeinde Gundheim eine Turmuhr 15* für die Gemeinde. Im September 1902 stellte die Fa. Busch aus Groß-Steinheim den kunstvoll geschnitzten Altaraufsatz fertig.

Am 12.10.1902 wurde die neuerbaute Kirche eingeweiht 16*. Der Mainzer Bischof Dr. Dr. Heinrich Brück zelebrierte die Festmesse. Der neugegründete Kirchengesangverein 'Cäcilia' umrahmte mit seinem Gesang den Gottesdienst. Die Gesamtsumme des Neubaus der Kirche und des Pfarrhauses betrug 79.168,- Mark.

Südansicht
Südansicht
Westansicht
Westansicht

1905 wurde auf der Empore eine neue Orgel von Orgelmeister Voigt aus Biebrich aufgebaut 17*. Die Vorgängerin, eine alte Orgel aus Wieblingen, von vor 1723, wurde von Lehrer Johann Jakob Zimmermann in Dalsheim, die er als Geschenk von seinem Vater erhalten hatte, an die katholische Gemeinde Gundheim verkauft. 1724 bezahlte Balthasar Herbst ein Teil des Betrages von 44 Florint und 1725 nochmal 5 Florint. Bei der Aufstellung der Orgel 1724 wurde noch Kostgeld entrichtet 18*.

Heute befinden sich im Glockenstuhl 4 Glocken:

  1. Namenlose Glocke, gegossen 25. Februar 1902 in der Glockengießerei Hamm in Frankenthal, gestiftet von Johann Georg Schreiber 19*
  2. Ave-Maria-Pro nobis Glocke vom heiligen Jahr 1950
  3. Laurentius Glocke, 1950 20*
  4. Herz-Jesu Glocke mit einer Inschrift: 'Bilde unser Herz nach deinem Herzen' 21*

Zu erwähnen ist das 'Heiligenhäuschen', links der Kirchentreppe in der Hauptstraße. Dies wurde durch das Ehepaar Herding gestiftet 22*. Es war eine tiefe Nische in der eine Muttergottes-Statue stand. Pfarrer Georg Koob ließ um 1975 die Nische zumauern und eine Schmerzensmutter-Pieta, Gottesmutter Maria mit Leichnam Christi auf dem Schoß, anbringen.

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Quellen

1* Lorscher Codex, Urkundenbuch der ehem. Fürstabtei Lorsch, 1970, Urkunde 1114, S. 120

2* Johann Friedrich Schannat 'Historia episcopatus wormatiensis', Frankfurt am Main, 1734,  S. 24 sowie in: 'Geographische Beschreibung der Kurpfalz', 3. Teil, 1787, S. 122

3* Befinden sich heute im städtischen Museum Andreasstift der Stadt Worms unter Abt. ?

4* Ernst Wörner: 'Kunstdenkmäler im Großherzogtum Hessen. Provinz Rheinhessen', Darmstadt 1887, S. 54

5* Carl Hofmann: 'Wissenswertes über Gundheim', Bd. 6, S. 91

6* Ernst Wörner: 'Kunstdenkmäler im Großherzogtum Hessen. Provinz Rheinhessen', Darmstadt 1887, S. 54

7* Im Ortsbrandkataster der Gemeinde Gundheim von 1835 und von 1848 ist vermerkt, dass das Langhaus der kath. Kirche und der Kirchturm Eigentum der Gemeinde sind

8* Protokoll der Sitzung des Gundheimer Gemeinderats vom 27.01.1900

9* Ortsbrandkataster der Gemeinde Gundheim von 1848

10* Pfarrer in Gundheim von 1733 bis 1744

11* Pfarrer in Gundheim von 1626 bis 1627, + 1628

12* Ferdinand Starck, * 08.07.1723 in Gundheim, Amtmann der Freiherren von Greiffenclau zu Vollrads in Gundheim von 1747 bis 1763; oo seit 11.07.1746 mit Anna Maria Magdalena Niederer aus Wetzlar. Das Ehepaar hatte 9 Kinder, das erste Kind Barbara Karolina Starck * 10.05.1747 in Worms. Sie starb 12-jährig, ihr Grab war, ebenso wie das ihrer Mutter Anna Maria Magdalena, + 29.08.1759 in Worms, in Gundheim im Altarbereich auf der Evangelienseite. Bei den Ausgrabungen am 07.03.1901 fand man im Altarbereich der Kirche den noch gut erhaltenen goldblonden Haarzopf, der mit einem gelbseidenem Bändchen zusammengehalten wurde. Die beiden Leichen wurden in die Gruft der Familie von Oberstein (Lehnsherren von Gundheim 1554-1661) umgebettet. Diese seltene Bestattung nahe dem Altar zeigt die große Wertschätzung, die man der verstorbenen und ihrem Mann entgegenbrachte. Ferdinand Starck heiratete in II. Ehe Maria Louisa Agnes Widder, aus dieser Ehe stammen weitere zwei Kinder. Johann Ferdinand starb am 16.06.1793 in Höchst, aus: Aufsatz über Johann Ferdinand Heinrich Starck von Dietger Braun aus Borchen, 2015

13* Im Ortsbrandkataster der Gemeinde Gundheim  von 1903 S. 70 und S. 77 wurden eine Orgel, ein Turm und der Glockenstuhl mit drei Glocken: große 1740 m, mittlere 1230 m und die kleine 860 m aufgeführt

14* Drei Glocken sowie der Glockenstuhl wurden von Johann Georg Schreiber, Bürgermeister von Gundheim, finanziert

15* Die Turmuhr befindet sich seit 1984 im Heimatmuseum Gundheim

16* Bei der Einweihung waren anwesend Kreisbaurat Herr  Baurat Limpert, Kreisamtmann Schön und Baumeister Brams, in: Artikel zur Einweihung der Gundheimer Kirche in der Wormser Zeitung, 13.10.1902 StA Wo Abt. 228F Nr. 83

17* Franz Bösken 'Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins', Bd. 1 S. 339

18* Franz Bösken 'Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins', Bd. 1 S. 270-271

19* Erwin Hofmann 'Wissenswertes über Gundheim, Gundheim 1890-1914, S. 299

20* Die beiden Glocken wurden 1950 vom Pfarrer Johannes Hermann Leinberger feierlich eingeweiht

21* Die vierte Glocke wurde 1994 vom Pfarrer Peter Kemmerer feierlich eingeweiht

22* Christian Herding II. Bürgermeister und Landwirt in Gundheim (Amtszeit 1803-1814). 1834 war er in der Liste der Höchstbesteuerten mit 149 Gulden Jahressteuer der 18. unter den 60 wohlhabenden Steuerzahlern, in: Erwin Hofmann 'Gundheim im Mittelalter', S. 12

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Historischer Keller   Historischer Keller

(Beitrag von Magdalena Kiefel)

Der historische Keller war früher vermutlich Teil einer Burg. Eine Treppe von 17 Stufen führt nach unten in den großen, links und rechts mit Nischen versehenen, gewölbten Keller. Im südlichen Ende des Kellers weiter vorne befindet sich eine besonders große Nische. In der ersten Nische links oben ist ein Fenster, das außen einen verzierten Steinschieber besitzt.

In den Urkunden und in der Literatur findet man Hinweise über die Gundheimer Burg. Laut Lagebericht über Gundheim aus einer Chronik von 1787 wurde um 1200 demnach im Dorf eine Burg mit einem massiven Keller sowie ein Schloss erbaut.1*

Als die letzten Ritter von Gundheim im Mannesstamm starben, führten die "Tochtermänner" die Herrschaft Gundheim weiter. 1311 belehnte König Albrecht I. von Habsburg den Ritter Friedrich von Meckenheim, den "Alten", als Sprecher der Ganerbengemeinschaft Gundheim mit der Burg und dem Dorfe Gundheim2*. Laut Urkunde vom 28.11.1381 nannte sich Ritter Siegfried von Oberstein, der über Gundheim verfügte, als Helfer, um den Krieg zu beenden und seine Schlösser zu öffnen. Schloss Gundheim war eine Ausnahme, das anscheinend seine Residenz war.3*

1663 starb auch der letzte Nachkomme, Priester Wolf Ernst von Oberstein. 1699 belehnte Kaiser Leopold I. den Kurfürsten von der Pfalz, den Freiherrn Johann Erwein von Greiffenclau zu Vollrads im Rheingau mit dem Dorf Gundheim. Die Freiherren von Greiffenclau bekamen ein verwüstetes Dorf. Man begann mit dem Aufbau der Kirche, des Pfarrhauses, der Schule und errichtete den Greiffenclauhof mit einem Hauptgebäude, den so genannte Pfalzhof, Ökonomiegebäude, Gesindeunterkünfte, eine Zehntscheune, einen Keller, Stallungen, einen großen Gemüsegarten, Speicherräume und eine Branntweinbrennerei.

Wahrscheinlich war das Schloss so beschädigt, dass die Freiherren von Greiffenclau es nicht benutzen konnten.

In den Ortsbrandkataster der Gemeinde Gundheim von 1817, 1835 und 1848 finden sich leider über den Keller keine Eintragungen. Wie er in den Privatbesitz der Familie Schreiber kam, bleibt offen. Es ist bekannt, dass sich dieser Keller schon seit dem 19. Jh. in Privatbesitz befindet. Im 20 Jh. wurde der Keller als Weinkeller benutzt.

Man vermutet, dass eine Reihe von unterirdischen Gängen links und rechts vom Schlossbuckel verlaufen. Einer befindet sich unter dem Anwesen der früheren Scheune, heute Wohnhaus, der zur Hauptstraße führt. Der oberer Teil des Ganges (halbrundes Mauerwerk) wurde abgetragen, um den Boden im Erdgeschoss  verlegen zu können. Der Gang in Richtung der Hauptstraße wurde zugemauert.

Keller Richtung Dorf
Keller Richtung Dorf
Keller Richtung Feld
Keller Richtung Feld
Kellereingang
Kellereingang
Steinschieber
Steinschieber

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Quellen:

1* Dr. Hoffmann verweist in seinem Heft 'Gundheim im Mittelalter' auf die Quelle 'Historie der Pfalz, Teil III, 1787, S. 48

2* 'Hessische Urkunden' von Ludwig Baur, Darmstadt 1862, Bd. II, Nr. 721, S. 725

3* 'Hessische Urkunden' von Ludwig Baur, Darmstadt 1862, Bd. III, Nr. 1451, S. 535

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Ziehbrunnen  Zieh- oder Schöpfbrunnen

(Beitrag von Magdalena Kiefel)

Die Versorgung des Dorfes mit Wasser war lebenswichtig. Nicht zuletzt deshalb siedelten Menschen meist an Flüssen und Bächen, weil hier das offen fließende Wasser oder ein Grundwasserstrom den Bedarf decken konnte. Gundheim liegt auf einer wasserführenden Letteschicht (sandiger Ton), die seit alters her niederschlagsabhängig Wasser führt. Ebenfalls wurde das Dorf von dem Wasser des Geißbachs versorgt. Der Geißbach entsprang als Sickerquelle nördlich von Dalsheim und floss Richtung Westen auf das Dorf zu. Er versorgte sowohl den Dorfgraben als auch die Weed mit Wasser und verließ das Dorf in Richtung Abenheim. Parallel zu Gundheim verläuft ein Bach von Flörsheim-Dalsheim in Richtung Mörstadt in die Woog und weiter in Richtung Abenheim in die Wäschbach hinein. Als Trinkwasser kam das Bachwasser gerade nicht in Frage. Dafür gab es den Dorfbrunnen, der öffentlich zugänglich war und in den Straßen stand oder die private Versorgung durch Anlagen in Häusern 1* oder Gärten.

Solche Brunnenschächte, oftmals sorgfältig mit Steinen ausgesetzt, finden sich heute noch bei dem ein oder anderen Besitzer in Gundheim. Der Brunnen in der Schlossgasse 10 wurde von allen Nachbarn benutzt. Er stand in unmittelbarer Nähe an der Grundstücksmauer. Auf den Fotos sieht man nur ein Schwengel (1942), den ganzen Brunnen sieht man auf dem Foto von 1967. Dort, wo die Mauer einen Bogen macht, stand im 19 Jh. ein alter Brunnen, in dem ein Kind ertrunken war. Der Brunnen hatte eine Überdachung. Nach dem tragischen Ereignis wurde diese Anlage zerstört 2*.

Zeitlich reichen die Ziehbrunnen bis in die Römerzeit, also bis in die ersten nachchristlichen Jahrhunderte zurück. In Gundheim wurde der öffentliche Brunnen als Schöpf- oder Ziehbrunnen genannt. Das Wasser wurde aus dem Brunnenschacht oder aus einer Zisterne geschöpft. Ob in Gundheim ein Brunnen mit einer Zisterne existierte, ist es unbekannt. In die sich höhlenartig erweiternde, teilweise mit Bruchsteinen gefüllte Zisterne musste Wasser, z.B. Regenwasser von den Dächern, über Holzrinnen eingeleitet werden. Die meisten Brunnen waren jedoch als Schachtbrunnen, die bis auf eine wasserführende Bodenschicht hinunter führten, konstruiert. Je nach den Bodenverhältnisse und der finanziellen Leistungskraft der Auftraggeber versahen die Brunnenbauer die Schachtsohle mit einem Rost oder mit einem Holzkorb zur Sicherung gegen Erdrutsch, bauten einen hölzernen Brunnenschacht oder kleideten den Schacht sorgfältig mit behauenen Steinen aus. Dabei traf man Vorkehrungen, dass das Grundwasser auch durch die Schachtwände sickern konnte und somit dem Brunnen jeder mögliche Wasserfluss zugute kam.

Ansicht von der Schloßgasse
Ansicht von der Schloßgasse
Innenansicht
Innenansicht

Der oberirdisch sichtbare Brunnenaufbau, verkürzt einfach als 'der Brunnen' bezeichnet, bestand aus einer kreisrunden Brunneneinfassung aus Steinplatten oder Mauerwerk (ca. 80 cm hoch), auf der zwei Steinsäulen standen, über denen quer ein Steinbalken lag. An letzterem war eine Rolle (Haspel) angebracht, über die eine Kette geführt war, an deren beiden Enden je ein Eimer hing. Je nach Standort wurden solche Brunnen künstlerisch gestaltet.

Um den Brunnen zu erstellen und zu unterhalten hatten die Benutzer sich zu einer Brunnennachbarschaft entschlossen. 1897 waren es Valentin Renz, Fritz Herding und Haas-Thien. Der hier zu sehende Ziehbrunnen wurde um 1700 erbaut. Er gehörte drei Familien, die jeweils einen direkten Zugang von ihren Grundstücken hatten. Mit einem Eimer, der an einem Strick befestigt war, wurde das Wasser geschöpft. Zeitweise hatte der Brunnen einen Holzdeckel, damit dieser nach Benutzung abgedeckt werden konnte 3*. Beim Brand der Gundheimer Kirche nutzte man das Wasser aus dem 'Alten Brunnen' 4* als Löschwasser.

Regelmäßig musste jeder Brunnen gereinigt (gefegt, geputzt) und das Kettenrad geölt werden. 1897 wurde vom Gemeindeart beschlossen, dass die Besitzer des Brunnens in der Schlossgasse den Brunnen ausputzen und die Umfassungsmauern dabei ausbessern sollen. Die Kosten wurden von den Besitzern 1/3 Valentin Renz, 1/3 Fritz Herding und 1/3 Haas-Thien getragen 5*. Bei großer Hitze wurde das Wasser schlecht. Es wurden daher oft Zitronen in den Brunnen geworfen. Dies sollte symbolisch für die Reinheit des Wassers und die Pflicht zur Sauberkeit zu sorgen. Außer Zitrone gab man auch Salz in den Brunnen 6*.

Oft gab es kein Wasser im Brunnen 7*. Die Ursache für das Versiegen eines Brunnens konnte eine Veränderung an der Schachtsohle sein. Sollte das Gemäuer ringsherum auf den Rost stürzen, wurde der Grundwasserstrom verstopft. Sobald das Gemäuer in Stand gesetzt wurde, lieferte der Brunnen wieder Wasser.

Umstellung auf Pumpbrunnen

Im letzten Viertel des 18 Jh. wurden in den Städten alle Schöpfbrunnen zu Pumpbrunnen umgebaut. Die Ursache dafür war die Gefahr der Verschmutzung infolge vorbeifahrender Heu- und sonstigen Wagen. Die nötigen Steinsäulen bestellte man in Tiefental in der Pfalz. Die bleierne Pumpen lieferte Glockengießer und Pumpenmacher Jacob Hilden aus Köln 8*. Die Pumpe hatte die Funktion das Wasser nach oben zu befördern. Vom Saugkopf im Wasser führte ein Rohr mit einem Durchmesser von 5 bis 10 cm zur Pumpe, mit der er verbunden war. Benutzt wurden auch Kolbenpumpen, bei denen der mittels eines langen Schwengels bewegte Kolben zunächst durch den Vakuum-Saugeffekt Wasser anzog.

Das Auslaufrohr verzierte man gerne mit einer Figur. Unter dem Auslauf stand ein metallener Ständer auf den ein Eimer gestellt werden konnte, damit man die Hände frei hatte zum Bewegen des schweren Schwengels. Diese Pumpen konnten wegen der Schwerkraft nur Wasser aus einer Tiefe von etwa 8 Metern nach oben fördern. Daher wurden die Pumpen entweder in den Schacht eingebaut und mit einer Steigleitung versehen, oder das Grundwasser durfte nicht tiefer fließen. Auch die Pumpbrunnen wurden mit Figuren verziert.

Der 'Weedebrunnen' (1979 wurde die große Pumpe stillgelegt) ist eine wichtige Wasserstelle mitten im Dorf. Hier gab es reichlich und gutes Wasser. Beim Wasser holen wurden hier die letzten Nachrichten ausgetauscht und die Wäsche gewaschen. Hier am Brunnen stand ein Trog, die Tränke für das Vieh, das durch die Roßgasse getrieben wurde. In unmittelbarer Nähe vom Weedebrunnen floss die 'Weed'. Sie fließt durch den Pfarrgarten und durch das Anwesen Schlossgasse 10 in Richtung heutige Schrebergärten.

Auf den alten Bildern von Gundheim sieht man einen Wasserturm (drei Stockwerke hoch), der zur Wasserversorgung der Ortes diente 9*

Am 29. Februar 1904 stimmte der Gemeinderat der Wasserversorgung von Gundheim durch die Gruppenwasserversorgung des Seebachgebietes zu. Am 29.Juni. 1906 lief in Gundheim das erste Leitungswasser.

Die Zeit der Brunnen und der Pumpen ging zu Ende. Damit endeten die alten Brunnennachbarschaften und viele durch sie entstandenen menschlichen Kontakte.

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Quellen

1* Privatbrunnen im Haus Schlossgasse 10

2* Auf dem Gemarkungsplan von Gundheim von 1901 (genehmigte Kopie, angefertigt im März 1930), der sich im Treppenhaus des Gundheimer Museums befindet, sieht man auf dem Grundstück eine Markierung 'Ruine', das war die Stelle des zugeschütteten Brunnens

3* Die Anlage wurde bis 1903 genutzt. Ab da und bis in die siebziger Jahre dann für das Vieh immer, wenn mal das Leitungswasser abgeschaltet wurde. In den 1980er Jahren wurde er mit Bauschutt verfüllt. Er ist heute noch im Besitzt von drei Familien.

4* Laut Gemeindeprotokoll vom August/September 1908 erhielt das Pfarrhausgrundstück eine Gartenmauer, ein Tor mit Überbau nach der Hauptstraße und ein kleineres Tor nach dem 'Alten Brunnen'.

5* Gemeinderatsprotokoll vom 25.01.1897

6* 'Brunnen und Brunnenbücher. Technik und Organisation der Trinkwasserversorgung vom 17. bis in das 19. Jahrhundert' von Fritz Reuter, in: 'Der Wormsgau', 12. Bd., 1976/78, S. 116

7* Im Gemeinderatsprotokoll vom 15.08.1902 wurde vermerkt, dass das Wasser knapp wurde und niemand dürfe am Gemeindebrunnen das Wasser mit Fässern holen.

8* 'Brunnen und Brunnenbücher. Technik und Organisation der Trinkwasserversorgung vom 17. Bis in das 19. Jahrhundert' von Fritz Reuter, in: 'Der Wormsgau', 12. Bd., 1976/78, S. 120

9* Das Großherzogtum Hessen war Besitzer des Stationsgebäudes, einer Gütterhalle, des Ölkellers, eines Dienstwohngebäudes und des Wasserturms, 1903, in: 'Ortsbrandkataster der Gemeinde Gundheim, 1848, S. 78'

 

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Reformierte Schule  Reformierte Schule

(Beitrag von Magdalena Kiefel)

Die erste reformierte Schule in Gundheim wurde im letzten Viertel des 16. Jh. errichtet. Die 'Altaristen' (Pfarranwärter), die von der Heidelberger Landesuniversität nach Gundheim gesandt wurden, bewohnten hier zwei Häuser. Nach dem Brand von 1559 wurden das Dorf sowie das Pfarrhaus sehr in Mitleidenschaft gezogen. Von nun an sandte die Universität keine Pfarranwärter mehr nach Gundheim. Die 'Altaristenhäuser' standen leer. Sie bestanden als Schule der reformierten Kirchengemeinde bis Ende des 17. Jh.

Als erster Lehrer wird in Gundheim der Schulmeister Christoph Engelhardt aus Heidesheim genannt. Die Lehrkräfte für die Zeit bis 1700 bezeichnet man 'Schulmeister', nach 1700 nannte man sie 'Lehrer'. Die Schulmeister erfüllten auch andere Aufgaben, sie waren Dorfschreiber, Kantoren oder Vorsänger im Gottesdienst.

heutige Ansicht
heutige Ansicht
Schutzengel
Schutzengel

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 Schulmeisterverzeichnis 1*

Zeitraum Lehrer
1601-1606 Christoph Engelhard von Heidelsheim
1606-1607

Engelbert Fabrizius von Ladenburg, immatrikuliert 1604 (Heidelberg Landesuniversität) Schulmeister in Gundheim

1607-1611 Wendel Bürr, Schulmeister in Gundheim
1611-1614 Johannes Moegenius
1614-1621 Valentin Vogel
1618-1621 Georg Adam Moegenius von Becherbach, 1621 Schulmeister in Gundheim
1653-1655  Sebastian Friederich
ab 1655-1659  Johann Daniel Geiersberg, Schulmeister in Gundheim
1660  Johann Jakob Zollinger, Schulmeister in Gundheim
1674 -1689  Peter Honig, Schulmeister in Gundheim

Quellen

 1* Hessisches Lehrerbuch, 3. Teil: 'Rheinhessen' von Wilhelm Diehl, Darmstadt 1942, S. 142

 

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St. Nepomuk  St. Nepomuk Statue

(Beitrag von Magdalena Kiefel)

Diese Figur geht auf Johannes Nepomuk oder Johannes von Pomuk zurück, der ein böhmischer Priester und Martyrer war. Er wurde 1729 von Papst Benedikt XIII. heiliggesprochen und gilt als „Brückenheiliger“ und Patron des Beichtgeheimnisses. Durch die Auseinandersetzungen zwischen König Wenzel IV. und seinem früheren Kanzler, dem Erzbischof Johannes Jenstein von Prag wurde der erzbischöfliche Generalvikar Johannes von Pomuk zusammen mit anderen erzbischöflichen Beamten verhaftet, gefoltert und schließlich von der Karlsbrücke in die Moldau gestürzt und ertränkt. Die Leiche des im Wasser Treibenden soll der Legende nach von fünf Flammen umsäumt gewesen sein, deswegen ist Johannes Nepomuk oft mit fünf Sternen um sein Haupt abgebildet.

der 'Freie Platz' mit Nepomuk
der 'Freie Platz' mit Nepomuk

Der heilige Nepomuk bekam eine große Popularität bei allen Bevölkerungsschichten und drängte im 18. Jahrhundert den böhmischen Nationalheiligen Wenzel in den Hintergrund. Auch in den anderen Ländern der Habsburgmonarchie entstand ein reger Nepomukkult, der neben den österreichischen Ländern bis nach Pavia, ins Banat und die österreichische Walachei reichte. Als Nothelfer, besonders gegen Wasser- und Reisegefahren, ersetzte er in diesen Gebieten vielfach den vorher populären Heiligen Nikolaus.

Auch in Gundheim wurde durch die Spenden der Familie Renz eine Holzfigur des St. Nepomuk angeschafft. Die aus dem Jahr 1771 stammende bemalte Holzfigur des St. Nepomuk stand bis zu Beginn des 20. Jh. auf dem ehemaligen Dorfplatz. Später stellte man sie auf die Brückenmauer, die über den Dorfgraben führt. Diese alte Statue wurde im Sommer 2003 entwendet.

entwendete, frühere Figur
entwendete, frühere Figur

2004 beauftragte die Gemeinde Gundheim den Wormser Künstler Martin Schäfer eine neue Figur aus gelbem Flonheimer Sandstein anzufertigen. Diese stellte man auf der gleicher Stelle wieder auf. Finanziert wurde sie durch Spenden.

Im Rahmen eines kleinen Festes wurde die neue Figur am 16.05.2015 eingeweiht.

neue Figur seit 2015
neue Figur seit 2015

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Gundheimer Bahnhof  Ehemaliger Gundheimer Bahnhof

(Beitrag von Magdalena Kiefel)

Die Bahnstrecke Worms-Gundheim war ursprünglich als südliches Teilstück der 'Gau-Bahn' Gau-Odernheim - Worms gedacht. Ziel war es, das fruchtbare und dicht bevölkerte Hinterland von Worms an den Verkehr anschließen, dem Acker- und Weinbau dieser Gegend bessere Absatzmöglichkeiten zu schaffen und den in Worms beschäftigten, aber außerhalb wohnenden, eine günstigere Beförderungsmöglichkeit zu verschaffen. Diese Linie sollte den Wormser Bahnhof im Norden verlassen und an der Ostseite von Neuhausen vorbei in nordwestlicher Richtung nach Herrnsheim ziehen. Entlang der nach Osthofen führenden Straße sollte sie sich dann dem Dorf Abenheim zuwenden und von da aus weiter in westlicher Richtung nach Gundheim führen 1*.

Fast 20 Jahre dauerte die Vorarbeit um die Bahnstrecke zu verlegen, die Vororte und den Endpunkt der Bahnlinie Gundheim mit der Stadt Worms zu verbinden. 1896 wurde ein Übersichts-Lageplan der Linie Worms-Gundheim in Mainz von der Großherzoglichen Bahnbehörde für Nebenbahnen in Rheinhessen angefertigt. Die Wormser Zeitung vom 05.12.1899 veröffentlichte eine Bekanntmachung über ausliegende Pläne zur Sichtung betr. Anlage der Bahn von Worms nach Gundheim und lud alle beteiligten Gemeinden unter der Leitung des Großherzoglichen Kreisamtes Worms zur Besprechung ein. Zahlreiche Verhandlungen betr. Ansprüche wegen Verlegung und Änderung öffentlicher Wege, Ab- und Zufahrten auf Grundstücke, Einfriedigungen, Wasserläufe und Vorflutverhältnisse, sowie Herstellung von Schutzvorrichtungen zur Sicherung gegen die aus dem Bahnbetrieb entstehenden Gefahren fanden ihren Vermerk in den Protokollen und in der Korrespondenz. 2*

Zum Erwerb von Grundstücken für die Bahnstrecke wurde eine Kommission gebildet. Die Bauabteilung der Eisenbahndirektion fertigte 1899 Pläne für den Geländeerwerb in der Gemeinde Gundheim mit Angaben der Fluren und Namen der Besitzer an. Der Plan beginnt mit der Strecke, die durch den Gewann 'In der Pfefferlache' von Mörstadt aus über das Gelände des Gewanns 'Am Diebspfad' in Richtung Gundheim führt. In Gundheim lief die Strecke über das Gelände des Gewanns 'In den Wolfsmorgen' bis zum Gelände des Gewanns 'Hinter der alten Schul'. 3*

Die gute Zusammenarbeit zwischen den Gundheimern und der Kommission wurde auf der Feier zur Eröffnung der Bahnstrecke 1903 von Seiten der Hessischen Eisenbahndirektion zum Ausdruck gebracht.

Der wirtschaftliche Aufschwung in der zweiten Hälfte des 19 Jh. wurde vor allem durch die Entwicklung des Transportwesens, hauptsächlich der Eisenbahnnetze, begünstigt. Im Frühjahr 1887 bildete sich im südlichen Rheinhessen unter Führung des Freiherrn von Heyl, dessen Einfluss einen sicheren Erfolg versprach, ein Komitee für Nebenbahnfragen. Unter der Leitung von von Heyl wurden Anträge zur Errichtung von Strecken der Linie Worms-Bodenheim mit der Abzweigung Odernheim-Alzey sowie ein Abschlussgleis über Bechtheim nach Osthofen, Osthofen – Rheindürkheim und Köngernheim-Oppenheim an die II. Kammer gestellt. Bis auf das kleine, aber wichtige Teilstück Worms-Rheindürkheim konnte das Programm des rheinhessischen Provinzialkomitees vor allem Dank der von Heylschen Initiative verwirklicht werden. Auch die umstrittene Stichbahn Worms-Gundheim rückte ihrer Verwirklichung näher. Sie war endgültig im Mai 1895 beschlossen, doch es dauerte lange hin bis endlich die Stadt Worms einen zusätzlichen Beitrag gewährt hatte und eine Protestversammlung unter Vorsitz von Heyls im Juni 1898 (vgl. WZ vom 11.06.1898) den Arbeiten einen neuen Auftrieb verlieh. 4*

Nach zahlreichen Diskussionen betr. Geländeerwerbskosten für die Strecke schlossen am 24. Mai 1897 die Gemeinden Herrnsheim, Abenheim und Gundheim einen Vertrag, in dem sie sich verpflichten, das Gelände für die Nebenbahn alleine zu stellen. Die Geländeerwerbskosten beliefen sich auf 405.000 Mark. Davon finanzierte die Stadt Worms für die Bahnhofserweiterung 35.000 Mark. Zur Deckung der Restsumme von 370.000 Mark haben die Gemeinden Abenheim, Herrnsheim und Gundheim einen Kredit bei der AG für Boden- und Kommunalkredit in Straßburg i.E. aufgenommen. Die Eisenbahndirektion erteilte den Auftrag, die Nebenbahnstrecke Worms-Gundheim zu bauen. In den Gemeinden Herrnsheim, Abenheim und in Gundheim begann man mit der Errichtung der Bahnhofsgebäude. Der Gundheimer Bahnhof wurde 1903 nach Plänen von Architekt Fritz Klingholz erbaut.

alte Gleisanlage
alte Gleisanlage
Bahnhof Vorderseite
Bahnhof Vorderseite
Bahnhof Rückseite
Bahnhof Rückseite

Am 1. Oktober 1903 wurde die Bahnstrecke Worms-Gundheim für den Personen- und Güterverkehr freigegeben. Die feierliche Eröffnung fand mit einem geschmückten Sonderzug und etlichen Ehrengästen statt. An Bord waren Vertreter der Großherzoglichen Regierung, die Herren Ministerialräte Ewald und Braun, die Vertreter der Preußisch-Hessischen Eisenbahngemeinschaft, die Eisenbahndirektoren, die Kreisbehörde, die Stadtverordneten und der Oberbürgermeister Köhler, der in Richtung Herrnsheim fuhr. Nach dem feierlichen Empfang fuhr der Zug nach Abenheim und zum Endpunkt der Bahnstrecke nach Gundheim. Die Gundheimer bereiteten den Gästen einen festlichen Empfang. Die Festdamen kredenzten dazu den 1900er Gundheimer Riesling. Herr Bürgermeister Michel begrüßte die Gäste und bedankt sich für die langersehnte Bahnverbindung. Der Gesangverein Gundheim umrahmte diese Feier mit seinem Gesang. Nach 13 Uhr erfolgte die Rückfahrt der Teilnehmer des Festes nach Herrnsheim. In Herrnsheim wurden die Gäste von Freiherr von Heyl 5* in das Herrnsheimer Schloss eingeladen 6*.

Auf dieser Strecke verkehrten 5 Züge in beiden Richtungen. Der Bahnbetrieb brachte reges Leben in die Bahnhöfe. Nicht nur die Arbeiterzüge, der Fahrpreis der Wochenkarte betrug 40 Pfennig, sondern auch die anderen Personenzüge waren immer besetzt.

Die Entwicklung der Autoindustrie führte dazu, dass nach 58 Jahren am 28. Mai 1961 der Personenverkehr eingestellt wurde. Mit dem Ablauf des Winter-Fahrplanes hatte die Bahnlinie Worms – Gundheim den Personenverkehr eingestellt. So unromantisch unseren Vorfahren einstmals die Einrichtung der Eisenbahn erschien, so voller Romantik war die letzte Fahrt auf der Schiene, sei sie auch nicht mehr mit der Dampflok, sondern mit dem Triebwagen oder Schienenbus ausgeführt worden. Nur wenige der Mitreisenden waren sich des unwiederbringlichen Augenblicks bewusst, den die Stunde 19.06 Uhr bedeutete, zu der nach nahezu sechzig Jahren der Personenverkehr auf einer Strecke eingestellt wurde, die immerhin auf fünf Pendelfahrten täglich sechs- bis siebenhundert Menschen beförderte.

Der Befehlsstab hebt sich und der Schienenbus rollt in die rheinhessische Landschaft. An Neuhausen vorüber wird Herrnsheim erreicht. Der Blick zurück zeigt Umrisse des Odenwaldes, und am Park und Schloss vorbei strebt das Gefährt Abenheim entgegen. Nach ca. zwanzig Minuten ist die letzte Station Gundheim erreicht. Leider ist niemand zum Abschied erschienen und so wird die Rückfahrt angetreten. Hinter dem Herrnsheimer Bahnhofsgebäude steht ein kleiner Junge der den Befehlsstab zum Gruß hebt. Schöner als diese treuherzige Geste hätte die letzte Fahrt nicht enden können. 7*

Der Güterverkehr lief bis zum 4. März 1968 weiter. Gleich danach erwarb die Gemeinde das Bahnhofsgebäude von der Deutschen Bundesbahn und übergab es zur Nutzung an den Gundheimer Gesangverein.

1985 wurde das Gebäude des ehemaligen Bahnhofs unter Denkmalschutz gestellt. Nach einigen Umbaumaßnahmen konnte dieses Gebäude als Zeugnis einer kurzen Bahnepoche Gundheims erhalten bleiben.

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 Quellen

1* Hans Döhn 'Eisenbahnpolitik und Eisenbahnbau in Rheinhessen 1835-1914', Worms 1957, S. 225-226

2* StA Wo Abt. 5 Nr. 4897

3* StA Wo Abt. 40 Nr. 2024

4* Günther Kriegbaum ' Die parlamentarische Tätigkeit des Freiherrn C. W. Heyl zu Herrnsheim', 1962, S. 83

5* Freiherr von Heyl, Reichstagsabgeordneter, setzte sich für den Bau der Nebenbahnstrecken ein. Als Dankeschön fertigten die Fabrikarbeiter der Cornelius Heyl‘schen AG für Freiherrn von Heyl zu Herrnsheim ein Gedenkblatt mit ihren Unterschriften zum Bau der Nebenbahn Worms-Herrnsheim-Abenheim-Gundheim, StA Wo Fotoabteilung - Füller Nr. 1242 (Glasplatte und Fotografie in Abt. 170/26, Original befindet sich heute im Heylshof )

6* StA Wo Abt. 228, WZ vom 30.09.1903

7* 'Gundemer Bähnche' hat ausgedient in WZ vom 29.05.1961 StA Wo Abt. 228

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